Unterwegs

mit dem Wohnmobil

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Henningsvær und Å

Den heutigen Vormittag haben wir in Henningsvær verbracht, das wie Kabelvåg zu den bedeutenden Fischereihäfen der Lofoten gehört. In den 1940er Jahren lebten hier bis zu 12.000 Fischer während der Winterfangsaison.

Besonders passend erschien uns dieser Ausflug zur aktuellen Fußball-EM. Der Ort verfügt nämlich über einen spektakulär gelegenen Fußballplatz, der zu den schönsten der Welt zählt.

Henningsvær ist ein sehr freundliches, buntes und lebendiges Örtchen – mit vielen Galerien, kunstgewerblichen Geschäften, Cafés und Restaurants. Begeistert haben mich besonders die Wollgeschäfte – mit einer riesigen Auswahl und sehr viel handgesponnener Wolle. Das hat mich an die Zeit erinnert, als ich auf Texel Schafe züchten wollte und ein eigenes Spinnrad besaß.

Stricken und Häkeln sind in Skandinavien und vor allem in Norwegen sehr verbreitet. Hier einige Exponate von einer Strickkünstlerin, deren Ausstellung wir in Alta besichtigt haben:

Da wir heute Nacht um zwei die Fähre von Moskenes nach Bodø nehmen werden, gab es einen langen Mittagschlaf – auf dem wohl lautesten Rastplatz der Lofoten. Es kann schließlich nicht alles perfekt laufen …

Für den Abend haben wir uns Å für einen langen Abschiedsspaziergang von den Lofoten ausgesucht. Schade, dass die Museen bereits geschlossen haben. Hier hätten wir noch viel über das Leben und die Fischerei auf den Lofoten lernen können.

Sichtungen des Tages: zwei Walflossen, drei Elche, zwei Robben.

Offenbarung des Tages: Mayonnaise mit Dill.

Glück gehabt: Es gab noch ein Plätzchen auf der früheren Fähre.

Trollfjord und Kabelvåg

Der Trollfjord gehört zu den bekanntesten Fjorden Norwegens. An seiner Einmündung ist er nur 100 Meter breit und wächst dann auf etwa 800 Meter Breite. Die Landschaft ist grandios und wir sind froh, dass wir gestern einen Bootsausflug mit diesem Ziel gebucht haben. Fast vier Stunden haben wir gestaunt und bewundernd den Atem angehalten – in angenehmer Gesellschaft und unter blitzblauem Himmel. Noch ein bisschen schöner und es wäre nicht mehr auszuhalten gewesen. Zu unserem großen Glück konnten wir sogar Seeadler aus nächster Nähe erleben – leider ohne das erforderliche Equipment, um würdige Fotos zu machen. Es wird dauern, bis wir all die wundervollen Eindrücke verarbeitet haben.

Den Nachmittag haben wir mit kleineren Besichtigungen, Besorgungen und einer Grobwäsche des Campers verbracht. Besonders spannend finden wir die Geschichte der Lofotenkathedrale in Kabelvåg. Die kreuzförmige Holzkirche wurde 1898 fertiggestellt und eröffnet. Sie verfügt über erstaunliche 1.200 Sitzplätze, die damals dringend benötigt wurden. Zu den Hauptfangzeiten gab es in Kabelvåg bis zu 4.000 Fischer, denen der Kirchgang ein wichtiges Anliegen war. Und da die Fischer so hohes Ansehen hatten, sollten sie auch einen Sitzplatz haben.

Abendliche Dronenimpressionen rund um den Campingplatz:

Lofoten

Dank des gestrigen Fußballspiels und des gemütlichen Abends im kuscheligen Camper ist jetzt auch unsere Wimpelkette fertig. Die recht stürmische Nacht haben wir auf einem Stellplatz mit eigenem Leuchtturm in der Nähe von Lødingen verbracht.

Da es gar so gemütlich war, haben wir es heute Morgen langsam angehen lassen. Das Wetter hatte wahrhaftig nur wenig Verlockendes. Passend zu unserer Weiterfahrt zu den Lofoten war der Himmel grau und der Wind peitschte den Regen wild über die immer eindrucksvollere Landschaft. So stellt man sich Nordnorwegen vor! Den Vormittag haben wir in Svolvær verbracht und uns für morgen eine Schiffstour durch den Trollfjord gebucht.

Am Nachmittag war uns nach ein wenig Bewegung und so haben wir uns spontan für eine kleine Rundwanderung entschieden, die am Ende anspruchsvoller war als gedacht. Die Anstrengung hat sich allerdings gelohnt und während wir hoch konzentriert unsere Schritte gesetzt haben, ist dann auch die Sonne wieder aufgetaucht. Für die kommenden zwei Nächte stehen wir in der Nähe von Kabelvåg.

So viel Grün!

Für alle, die nicht Google Maps benutzen wollen, um uns auf der Landkarte zu folgen:

Narvik

Um es kurz zu machen: Unser heutiger Stopp in Narvik war kein besonderer Glanzpunkt. Als wir ankamen, waren die Fischhallen bereits geschlossen und die Skybar des Scandic Hotels noch nicht geöffnet. Da hätten wir uns wohl besser informieren müssen. On top war überall, wo wir gerne hinein gewollt hätten, Hunde nicht erlaubt. Bei 23 Grad Außentemperatur – eine Folge des Golfstroms – wollten wir Finja aber auch nicht in den Camper sperren. Also haben wir uns den Hafen angeschaut. Hier landet das Eisenerz, das in Kiruna abgebaut und von Narvik aus in die ganze Welt verschifft wird.

Narvik wurde im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Das merkt man am Stadtbild: ein wildes Miteinander moderner Architektur und traditioneller Holzbauweise in Standardausführung. Uns hat es nicht abgeholt, was möglicherweise auch am Wetter lag. Erstmals ist es auf unserer Reise diesig, grau und regnerisch. Highlight des Tages: Wir haben den ersten Elch gesehen!

Alta

Der heutige Tag startete etwas ruckelig. Auf dem Campingplatz machte man uns darauf aufmerksam, dass der rechte vordere Scheinwerfer unseres Campers nicht funktionierte. Das mag im Land der Mitternachtssonne nicht unbedingt dringlich erscheinen, ist es aber. Erstens ist es in Norwegen Pflicht, mit Abblendlichtlicht zu fahren, zweitens gibt es unfassbar viele Tunnel. Die einen führen durch Berge, die anderen unter Wasser.

Die Fjordlandschaft raubt uns immer wieder den Atem – ähnlich wie die Preise hier in Norwegen. Alles kostet, sogar das Parken vor dem Supermarkt oder dem Baumarkt, wo wir das passende Birnchen nebst Werkzeug gefunden haben. Michi hat gleich vor Ort repariert und ich war sehr dankbar, einen E-Techniker im Team zu haben. Die Nordlichtkathedrale in Alta habe ich dann alleine besichtigt, da Michi des Geldausgebens müde war und es ihm grundsätzlich widerstrebt, für ein Gotteshaus Eintrittzu bezahlen. Ich finde, er hat etwas verpasst.

Das Freilichtmuseum in Alta – das zweite Unesco Weltkulturerbe unserer Reise – haben wir zu dritt besichtigt. Finja fand die archäologisch bedeutungsvollen Felsritzungen zwar weniger faszinierend als wir, war aber sichtbar glücklich über diesen Ausflug auf vier Pfoten. Was an dieser Stelle erwähnt gehört: Sie mausert sich zu einem perfekten Camping-Hund, trollt sich ohne Mucks unter den Esstisch und bleibt dort klaglos liegen bis zum nächsten Stopp.

Die Nacht verbringen wir direkt an einem kleinen Hafen am Lyngenfjord.

Der Tag danach

Unser gestriges Nordkap-Erlebnis schwingt immer noch nach. Zu sehen, wie die Sonne sich dem Horizont nähert, um dann nur wenige Augenblicke später die Richtung zu wechseln und wieder in die Höhe zu steigen, ist sehr besonders. Es gibt nur einen kurzen Moment der Dämmerung und dann ist es wieder taghell. Das ist ebenso verwirrend wie die Tatsache, dass sich das alles im Norden abspielt, wo die Sonne – das wissen wir seit Kindheitsbeinen – niemals steht.

Ob des heftigen Windes haben wir nach diesem großartigen Schauspiel kaum ein Auge zugemacht. Der Camper schuckelte wild von links nach rechts, während es durch jede Ritze pfiff. Also sind wir früh am Morgen mit einer Art Katerstimmung aufgebrochen und bis Alta durchgefahren. Hier haben wir uns zügig auf einem netten kleinen und sehr sauberen Campingplatz direkt am Fluss eingerichtet und den Rest des Tages mit süßem Nichtstun verbracht. Muss auch mal sein.

71°10’21“

Entgegen unserer ursprünglichen Planung haben wir doch nicht die Strecke über Alta gewählt. Weil der Wetterbericht für das Nordkap strahlenden Sonnschein versprach, haben wir uns gegen weitere Stops entschieden und stattdessen die alternative Route entlang des Porsangerfjörds gewählt. Ein Träumchen für die Augen und die Seele! Gerne hätten wir die Drohne häufiger fliegen lassen, aber dafür ist es zu windig. Trotzdem sprechen die Bilder hoffentlich für sich.

Gegen 18 Uhr haben wir das Nordkap erreicht. Tatsächlich ist kaum ein Wölkchen am Himmel. Kein Wunder bei den Sturmböen, die hier wehen. Ein großartiger Moment.

Übrigens: Heute konnten wir zweifelsfrei Elchlosung in freier Wildbahn identifizieren. Der Besuch im Samen-Museum hat sich also gelohnt. Rentiere haben wir heute viele gesehen, was jedesmal das Herz vor Freude hüpfen lässt. Sie sind weder elegant noch majestätisch, sondern einfach nur zum Knuddeln drollig und sympathisch.

Kiruna

Nach einer sehr ruhigen und kuscheligen Nacht (mit leichtem wohltönendem Tröpfelregen) haben wir uns Kiruna angeschaut. Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens und erst 1900 entstanden, nachdem man in der Gegend auf Eisenerz gestoßen ist. Der Bergbau ist omnipräsent. Um die Mine weiter auszubauen, muss Kiruna in den nächsten Jahren fast vollständig an einen neuen Standort umziehen. Manche Gebäude – wie zum Beispiel das Rathaus – werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt, andere – wie die Kirche – werden Stück für Stück ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Kiruna ist derzeit gleichermaßen Großbaustelle wie Geisterstadt und hat einen wenig einnehmenden Eindruck auf uns gemacht. Für eine Besichtigung der Mine ist unbedingt eine frühzeitige Ticketreservierung empfohlen. Das haben wir aufs nächste Mal verschoben. 🙂

Auffällig ist, dass die Dichte der Outdoor-Geschäfte mit jedem Kilometer Richtung Norden weiter zunimmt – ebenso wie die Robustheit und Größe der Fahrzeuge. Wie kalt und schneereich es hier im Winter ist, zeigen unter anderem die Parkschilder für Schneemobile vor den Supermärkten. Außerdem tragen auffallend viele Menschen kurze Hosen oder Kleidchen – und das bei einer Tagestemperatur von knapp 15 Grad. Die schneefreie Zeit ist kurz und kostbar in Lappland und dauert meist nur von Ende Mai bis Oktober. Oft fällt der erste Schnee sogar schon im September.

Von Kiruna haben wir die Direttissima Richtung Nordkap eingeschlagen, Finnland durchquert und schließlich Norwegen erreicht. Wir nächtigen kurz hinter der Grenze auf einem kleinen und einfachen Campingplatz. Nordkap, wir kommen!

Über Jokkmokk nach Kiruna

Heute haben wir nicht nur Kilometer zurückgelegt, sondern sind auch ordentlich mit unserem fast 700 Seiten starken „Hörwälzer“ weitergekommen: Nils Holgersson via audible. Da es uns jetzt immer weiter in die Wildnis führt, haben wir noch einmal aufgerüstet. Nein, keine Fellmützen oder Adventure Food, sondern Hochleistungswaffen gegen Mücken und andere Insekten. Außerdem haben wir das Küchen-Equipment um einen Wasserkessel und zwei Gläser erweitert. Beides haben wir im Warenhaus des Roten Kreuzes gefunden. Toller Tipp, Paul!

Kurz vor Jokkmokk haben wir den nördlichen Polarkreis überquert und dabei gelernt, dass sich dieser bewegt. Das hat was mit der Erdachse zu tun und kann man sicher irgendwo nachlesen. In Jokkmokk haben wir das Ájtte Museum besichtigt und dort viel über die Geschichte und Lebensweise der Samen erfahren – alles sehr anschaulich präsentiert. So gab es beispielsweise eine ganze Reihe an Tierlosungen unter kleinen Plastikhauben – von der Bärlosung bis zum Küttel des Schneehasen.

Die Nacht verbringen wir auf einem kleinen Campingplatz mit Seesauna und einer Hütte, in deren Mitte ein Feuer brennt. Drumherum stehen Bänke mit Rentierfellen, vor denen Finja mächtig Respekt hat. Einen echten Elch haben wir immer noch nicht gesehen – dafür die ersten Rentiere. Atemberaubend wie überhaupt die ganze laponische Landschaft!

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