Unterwegs

mit dem Wohnmobil

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Andorra mit Hindernissen

Der heutige Tag war ein wenig ruckelig. Eigentlich begann er vielversprechend, und der angekündigte Schneeregen blieb aus. So nutzten wir die Gunst der Stunde und den See für ein frühmorgendliches Bad – bei geschätzten 13 bis 15 Grad Wassertemperatur.

Anschließend wollten wir unsere Wohnmobile wieder mit dem Nötigsten versorgen: frisches Wasser auffüllen und vor allem die Toiletten entleeren. Das erwies sich jedoch als schwieriger als gedacht – funktionierende Servicestationen waren rar. Schließlich wurden wir in Spanien fündig.

Das nächste Hindernis ergab sich durch Michis Verpflichtung, heute an mehreren Telefonkonferenzen teilzunehmen. Diese sollten entsprechend unserer Reiseplanung in Andorra stattfinden – doch dort funktionierte das Internet leider nicht.

Nicht nur gefühlt haben wir viel Zeit auf Parkplätzen und mit der Suche nach solchen verbracht. Auch der Kaffeekonsum war heute deutlich höher als an anderen Tagen. Und zu guter Letzt sind Helle und Bernd auch noch in einen langwierigen Stau geraten.

Egal – für die Nacht stehen wir wieder in Frankreich, auf einem entzückenden und abgelegenen Campingplatz in der Nähe von Ax-les-Thermes. Besonders warm ist es hier allerdings nicht. Den Hunden ist es egal – uns für heute auch.

P.S.: Andorra war spannend-wild, aber nichts fürs Herz: zu eng, zu viel Bebauung, irgendwie ruppig. Immerhin konnte Bernd seinen 109. Länderhaken setzen.

Zwischen Regen, Reben und Ruinen

Irgendwie ist der Regen mit uns gereist und hat uns erneut eine feuchte, windige und vor allem kühle Nacht beschert. Umso schöner, dass sich bereits der frühe Morgen freundlich und sonnig präsentierte. Da fällt das Lächeln gleich viel leichter.

Den Vormittag haben wir für eine Kombination aus Kultur und Bewegung genutzt: die Besichtigung des Château de Peyrepertuse – die größte der so genannten Katharerburgen. Die imposante Ruine steht seit 1908 unter Denkmalschutz und ist ein bedeutendes historisches Monument und Touristenziel. Eindrucksvoll vermittelt sie sowohl die Geschichte der Katharer als auch die Rafinesse mittelalterlicher Militärarchitektur.

Nach einer reichhaltigen und überaus vielfältigen Brotzeit – wir haben einfach die Inhalte beider Camping-Haushalte zusammengeworfen – setzten wir unsere Reise Richtung Andorra fort. Nicht jedoch ohne eine kleine Weinverkostung in der Region Maury, die für ihre „Vin doux naturel“ bekannt ist.

Heute Nacht stehen wir auf 1500 Meter Höhe am Lac de Matemale im Parc naturel regional des Pyrénées catalanes bei einer Außentemperatur von 6 Grad Celsius. In den frühen Morgenstunden wird Schnee erwartet.

Vom Orb-Tal in die Pyrenäen

Nach einigem Hin und Her haben wir gestern Abend schließlich einen Stellplatz in Roquebrun im Orb-Tal gefunden, der bei allen Zustimmung fand – vor allem bot er die Möglichkeit zur Einkehr. Roquebrun ist eine malerische Gemeinde in der Region Okzitanien.

Auf ein genussvolles Abendessen im Dorf folgte eine gewittrige Nacht mit heftigem Regen, der auch am Vormittag noch anhielt. Also entschieden wir uns zum Aufbruch und machten uns gemeinsam mit unseren Freunden aus Schweden auf den Weg nach Duilhac-sous-Peyrepertuse, das bereits in den Ausläufern der Pyrenäen liegt.

Unser Weg führte uns durch die Weinberge des Languedoc – so auch durch die Region Corbières, in der Anfang August schwere Waldbrände große Flächen zerstört haben. Der Anblick der verkohlten Pflanzen und beschädigten Gebäude war verstörend – ebenso wie der anhaltende Geruch von Rauch, der noch immer über der Landschaft hing.

Am Ziel unserer heutigen Etappe wurden zuerst die Hunde bespielt – das hatten sie sich mehr als verdient!

Highlight des Tages: Das Abendessen in der Auberge La Batteuse. Wir waren so begeistert von den feinen Speisen und dem freundlichen Service, dass sofort der Ruf nach einem Stammtisch laut wurde. Einmal im Jahr hier gemeinsam dinieren – das wär’s!

Von weiten Badehosen und wilden Pferden

Noch gestern Abend haben wir umdisponiert und Aubagne, den Geburtsort von Marcel Pagnol, von der Reiseroute gestrichen. Diesen Ausflug müssen wir leider auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Stattdessen haben wir uns „La gloire de mon père“ aufs Tablet geladen und einen gemütlichen Filmabend im Camper verbracht.

Nach einem einigermaßen frühen Aufbruch haben wir gegen Mittag bei Arles die Rhône überquert. So breit hätten wir sie uns gar nicht vorgestellt!

Danach stand die Entdeckung der Camarque auf unserem Programm. Dazu gehörte auch der Besuch des Camarque-Museums, das nur etwa 10 Kilometer hinter Arles liegt. Auf der Weiterfahrt haben wir dann auch alles gesehen, was tierisch für die Camarque steht: schwarze Stiere, weiße Pferde und jede Menge rosa Flamingos. Letztere erwerben ihre Farbe übrigens unter anderem durch den Konsum von Krebsen und Rotalgen.

Natürlich haben wir auch Reis und Salz aus der Region erworben und – das hat jetzt mit der Camarque rein gar nichts zu tun – eine eng anliegende Badehose für Michi. Bislang durfte er nämlich nicht mit mir in die diversen Pools hüpfen. Eine Verordnung von 1903 verbietet es in Frankreich, weite Badekleidung in öffentlichen Bädern zu tragen. Und alle Versuche, an dieser Verordnung zu rütteln, sind bislang gescheitert.

Auf unserer Weiterfahrt nach Béziers konnten wir von der A709 einen kurzen Blick auf die spannende, jüngere Architektur von Montpellier erhaschen. Wow!

Und dann gab es das große Wiedersehen mit Helle, Bernd und Rocky.

Aix-en-Provence: ein Fest für die Sinne

Mit Hund und Wohnmobil sind Stadtbesichtigungen so eine Sache: Den Hund interessiert das Ganze nur mäßig, und in viele Gebäude darf er ohnehin nicht mit hinein. Außerdem sind Parkplätze für Camper in der Regel rar – Parkhäuser kommen für unser „Monster“ sowieso nicht infrage. Auf einen Besuch in Aix-en-Provence wollten wir dennoch keinesfalls verzichten. Und wir hatten gleich bei der Anfahrt großes Glück: ein riesiger Parkplatz in Laufdistanz zum Zentrum!

Finja fand die Bummelei durch die hübschen verwinkelten Gässchen, das Flanieren auf dem Cours Mirabeau und die Warterei vor der Kathedrale eher wenig spannend. Wir haben es gefeiert und sind immer noch ganz beschwingt von all den Schönigkeiten, die Aix zu bieten hat.

Leider war das geschichtsträchtige „Deux Garçons“ aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen, so dass wir unseren Kaffee im „Café le Grillon“ getrunken haben  – auch ein schöner Ort, um Leute zu beobachten und die Seele baumeln zu lassen.

Aix sieht uns ganz bestimmt wieder!

Auf der Weiterfahrt nach Aubagne haben wir noch einen kleinen (ähm) Umweg über Lourmarin gemacht – einem typischen provenzalischen Dörfchen. Hier werden die wunderschönen Duftkugeln von Franc1884 produziert.

Und weil der Tag nicht ganz unanstrengend war, haben wir unsere Pläne angepasst: Statt Aubagne anzusteuern, bleiben wir diese Nacht auf einem Stellplatz nahe des charmanten Örtchens. Selbstverständlich mit Pool!

Atemberaubend: Die Verdonschlucht

Die Verdonschlucht gilt als eine der schönsten Schluchten Europas und wird auch als der Grand Canyon Frankreichs bezeichnet. Auf unserem Weg Richtung Aix-en-Provence haben wir die Route so gewählt, dass wir dieses Highlight nicht nur vom Camper aus bestaunen, sondern auch zu Fuß erleben konnten. Sehr abenteuerlich und ganz nach Michis Geschmack. Ich, die ich ja eher zum Team Angsthasen gehöre, hatte zwischenzeitlich ordentlich zu kämpfen – vor allem mit den engen Serpentinen und den überhängenden Felsen.

Dass der Wanderweg rund 800 Meter durch dunkle Stollen führte, war ein Abenteuer der angenehmeren Art. Hier war es herrlich kühl. Gut nur, dass wir vorbereitet waren und eine Stirnlampe dabei hatten.

Während der Fahrt haben wir gelernt, dass sich wieder mehr Betriebe in der Provence dem arbeitsintensiven Anbau von Safran widmen und dass 150-180 Krokusblüten benötigt werden, um ein Gramm getrockneten Safran zu gewinnen. Das erklärt den hohen Preis, da dies nur von Hand und in den frühen Morgenstunden geschehen kann.

Für die Nacht haben wir uns einen Campingplatz kurz vor Aix ausgesucht. Natürlich mit Pool, denn es ist tagsüber immer noch ordentlich warm – zumindest für meinen Geschmack. Nachts kühlt es dafür wunderbar ab.

Wandern in der Haute-Provence

Heute Früh haben wir entschieden, noch eine Nacht länger in Thoard zu bleiben und den Vormittag für eine Wanderung zu nutzen. Dank Komoot war die Route schnell gewählt.

Die fortgeschrittene Jahreszeit hat mehrere Vorteile: Es ist vor allem nicht mehr so heiß und die Touristenströme sind bereits verschwunden. Bei unserer Wanderung ist uns tatsächlich keine weitere Wanderseele begegnet – nur ein Schäfer, der nach seiner Herde geschaut hat und ein Bauer auf seinem Traktor. Dafür Landschaft so weit das Auge reicht. Leider sind die Lavendelfelder bereits abgeerntet, ein wenig Duft hängt aber noch in der Luft und mischt sich mit wildem Thymian, Bohnenkraut und anderen Kräutern der Provence.

Den Nachmittag haben wir wieder ganz gemütlich auf dem Campingplatz verbracht. Hier ist echt nix los. Herrlich!

Übrigens: Seit gestern textet nicht mehr die KI. Sie zu füttern, zu dirigieren und zu polieren ist nicht nur aufwendig, sondern führte auch nicht immer zum gewünschten Ergebnis. Da machen wir es lieber selbst.

Provence, wir sind auf dem Weg!

Heute haben wir viel gelernt, zum Beispiel was Aquaponik ist, dass es in Frankreich viele Projekte gibt, bei denen Supermarktdächer für den Anbau von Gemüse genutzt werden und dass Richard von Weizsäcker in Grenoble studiert hat. Ein herzliches Dankeschön an Wikipedia und ChatGpt!

Über die vergangene Nacht lässt sich nicht viel sagen: ruhig und unspektakulär. Nach einer klassischen Katzenwäsche sind wir früh am Morgen aufgebrochen, um weiter durch die schöne Berglandschaft des Departement Isère Richtung Digne-les-Bains zu fahren. Zugunsten der schönen Aussicht haben wir uns für ein langsames Reisetempo und gegen die Autobahn entschieden. Während wir auf den ersten Kilometern noch von schroffen Felswänden umgeben waren, wechselte die Landschaft im Streckenverlauf in sanftere und bewaldete Hügel. Und mit jedem Kilometer wurden der Himmel blauer und die Luft wärmer.

Gerne hätten wir unterwegs ein paar Aufnahmen mit der Drohne gemacht. Die dazu erforderliche Registrierung ließ sich aber leider nicht so ohne weiteres am Straßenrand erledigen. Die Franzosen sind da sehr anspruchsvoll und die Strafandrohungen gewaltig.

In der Nähe von Digne-les-Bains haben wir am frühen Nachmittag auf einem sehr süßen, kleinen und ruhigen Campingplatz unser Quartier aufgeschlagen. Den restlichen Nachmittag haben wir am Pool verbracht und es endlich auch geschafft, die Drohne startklar zu machen.

Zwischen Erinnerungen und Stille

Nach einer fabelhaft ruhigen Nacht begrüßte uns am Morgen ein strahlend blauer Himmel – ein perfekter Start in den Tag. Dennoch ließen wir es zunächst gemütlich angehen. Einige notwendige Haushaltsarbeiten später packten wir unsere Sachen und machten uns wieder auf den Weg in die Schweiz, genauer gesagt nach Nyon.

Dort angekommen, schlenderten wir entspannt die Seepromenade entlang – der Blick auf den glitzernden Genfersee, umrahmt von den Bergen, war einmal mehr atemberaubend. Danach begab ich mich auf eine kleine Zeitreise: Ich besuchte einige Orte, die mich an meine Au-pair-Zeit erinnerten. Natürlich auch die katholische Kirche mit dem angrenzenden Pfarrhaus, in dem ich damals mit mehreren Ursulinenschwestern in einer Art Wohngemeinschaft gelebt habe. Die Familie, bei der ich arbeitete, hatte mit fünf Kindern einfach nicht genug Platz.

Nach einem schnellen Cappuccino am Hafen setzten wir unsere Reise Richtung Süden fort. Da es fast auf dem Weg lag, entschieden wir uns spontan für einen Abstecher zur Grande Chartreuse, nördlich von Grenoble – dem Mutterkloster aller Karthäuserorden. Eingebettet in die beeindruckende Bergwelt strahlt dieser Ort eine tiefe Ruhe aus. Hier wird das geheime Rezept des berühmten Grünen Chartreuse-Likörs aufbewahrt, das jeweils nur zwei Mönche gleichzeitig kennen dürfen. Natürlich konnten wir nicht widerstehen und erwarben im Klosterladen ein eigenes kleines Fläschchen. Ein Gedanke hat mich besonders berührt: Die Karthäuser, die sich ganz der Stille und Einsamkeit verschrieben haben, beten insbesondere für all jene, die es nicht (mehr) tun. Das ist schön – und irgendwie tröstlich.

Denn über dem heutigen Tag liegt auch ein dunkler Schatten. Während wir noch in Nyon waren, erreichte uns die traurige Nachricht, dass ein Freund und Schützenbruder aus Neuss heute seinen Kampf gegen den Krebs verloren hat. Ruhe in Frieden.

Partytime!

Karins Geburtstagsfest war einfach grandios – ein perfekter Auftakt für unseren Urlaub! Wir haben viel gelacht, geredet, getanzt und köstlichen Wein genossen. Ein riesiges Dankeschön an Karin für diese wunderbare Feier, die sicher noch lange nachschwingen wird.

Nach einem entspannten Weißwurstfrühstück in Karins großzügigem Garten sind wir gegen Mittag in Richtung Genfer See aufgebrochen. Für mich ein besonderer Ort, denn hier habe ich nach dem Abi ein Jahr als Au Pair gelebt.

Unsere Unterkunft für die Nacht: ein idyllischer Huttopia-Campingplatz bei Divonne, schon auf französischem Boden. Da es regnet und uns die gestrige Party doch ein wenig in den Knochen steckt, werden wir vermutlich früh die Äuglein zumachen.

Zum Abendessen gab es eine schnelle, aber überraschend leckere DM-Gemüsesuppe, die wir mit Kokosmilch und Ingwer etwas aufgepeppt haben. Kein Vergleich zur Mitternachtssuppe von gestern – die war einfach unschlagbar und ganz bestimmt die beste, die wir je gelöffelt haben!

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